YAKULT

Als ich vor zwei Jahren von zu Hause ausgezogen bin, hätte ich nicht gedacht, dass das Milchgetränk aus dem kleinen Plastikfläschchen nochmal in meiner Bude landen würde. Auf einmal füllt sich der Kühlschrank nicht mehr „automatisch“ und die vielen Lebensmittel, die die Kindheit begleitet haben, muss man sich jetzt selber organisieren. „Von nix, kommt nix“, sage ich zu mir selbst, während ich den durch und durch leeren Kühlkasten in der Küche beseufze. Ein griff zum Rucksack und los geht‘s. Halt. Maske vergessen. Jetzt aber. Ich spaziere zum Edeka nebenan (viel zu teuer) und beginne meine „Essentials“ zu sammeln. In der Milchabteilung greife ich zur Butter und versuche den Rest zu meiden, denn zu viel Milch soll nicht gut sein.

Und da steht es auf einmal. Das rote Päckchen mit den sechs Fläschchen. Wie ein Pfeil schießen mir unzählige Kindheitserinnerungen in den Kopf. Mein Bruder und ich sitzen vor der Schule beim Papa in der Küche und das kleine Milcherzeugnis steht ready-to-go neben dem Teller. „Schön das Yakult trinken, Jungs.“, sagt Papa. Schmeckt halt gut, deswegen wird nicht weiter nachgefragt.

Für alle, die Yakult noch nie probiert haben: Es ist im Prinzip wie das europäische Actimel, nur sehr viel geiler. Auf der Packung wird stolz die Besonderheit präsentiert: „Enthält 20 Milliarden L.casei Shirota Bakterien. Shirota Bakterien erreichen den Darm lebend.“
Für den Ottonormalverbraucher klingt das jetzt erstmal alles andere als geil, aber sobald man die Notwendigkeit von Bakterien im Darmsystem googelt, macht die Werbung eher Sinn.

1935 entwickelt der japanische Arzt Minoru Shirota das Milchgetränk, um den Menschen zu helfen, da er davon ausging, dass eine gesunde Verdauung ein wesentlicher Bestandteil eines gesunden Lebens ist. Klingt vernünftig.

Heute gehört Yakult mit 40 Millionen täglichen Konsumenten zu einem weltweiten Erfolgsprodukt. Die Propagandaartige Geschichte und Wissenschaft hinter dem Getränk wird oft kritisiert und das verstehe ich auch. Im Endeffekt ist es mir jedoch egal, wie gesund Yakult jetzt wirklich ist. Es ist eine Erinnerung an eine andere Zeit verpackt in ein kleines Fläschchen und das reicht.
In diesem Sinne: Kanpai.

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